Die richtige Wahl der Schauspieler­porträts:
Die schlimmsten Fehler und wie du sie vermeidest.

Die richtigen Schauspielerporträts sind ausschlaggebend bei der der Bewerbung im Theater- und Filmbusiness. Bei der Wahl deiner Bilder darfst du keine Kompromisse eingehen.

In diesem Blogartikel erzähle ich dir über meine bitteren Erfahrungen, die ich mit ungeeigneten Schauspielerporträts machen musste.

Nach einem Schauspielerporträt Fotoshooting unterhalte ich mich mit meiner Kundin. Wir haben eben eine große Menge Fotos gemacht und sie hat Fragen zur Auswahl der Schauspielerfotos. Carina ist Schauspielstudentin und hat mit Schauspielerporträts noch keine Erfahrung. Sie kann also nicht wissen, wie sie bei der Auswahl am besten vorgehen soll.

Die allgemeinen Anforderungen* an die Schauspielerfotografie habe ich ihr bereits vor dem Shooting nahe gelegt und wir haben unser Konzept erfolgreich umgesetzt. Die unbearbeiteten Bilder werde ich ihr zur Voransicht in eine Fotogalerie hochladen. Aber nach welchen Kriterien soll sie dann die Bilder auswählen, die infolge bearbeitet werden sollen?

Carina schlägt vor, sie würde wahrscheinlich ihre Freunde fragen und bedauert: “Leider darf ich die unbearbeiteten Fotos ja nicht auf Instagram hochladen, dann würde ich sehen, welche die meisten Likes bekommen.”

Achtung! Das wäre ein Fehler, denn meistens beeindrucken uns jene Bilder, die uns von einer neuen, ungewöhnlichen Seite zeigen – sprich: Fotos, die uns am wenigsten ähneln. Wenn die Freunde keine Experten in Schauspielerporträts sind, können sie nicht die richtigen Tipps geben.

Ich warne sie davor, Bilder danach zu wählen, wie sie ihren Freundinnen am besten gefallen. Ich werde ihr natürlich persönlich bei der Auswahl behilflich sein, aber mir ist wichtig, dass sie versteht, worum es dabei geht.

So erzähle ich ihr von den bitteren Erfahrungen, die ich selbst wegen der “falschen” Schauspielerporträts machen musste:

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Meine ersten professionellen Schauspielerporträts: Style but no substance

Wir schreiben das Jahr 1987. Ich bin 19 Jahre alt und befinde mich im 1. Semester des 2. Studienjahres an der Schauspielschule.

Auf einer Premierenfeier spricht mich eine Dame an. Sie besitzt eine Modellagentur in Wien und plant gerade in das Filmgeschäft einzusteigen. Sie habe ihr Team bereits vergrößert und wähle bereits Schauspieler, um sie zu vermitteln. Sie hat mich beobachtet und würde mich gerne in die Kartei aufnehmen. Wow, was für eine Ehre, dass sie sich für mich interessiert, denke ich mir – aber ich habe ja noch gar keine professionellen Fotos!

Ich brauche Schauspielerporträts!

Die Agentin meint, es mache gar nichts, dass ich noch keine Fotos hätte, sie brauche ohnedies brandaktuelle Bilder. Und sie könne mir sogar einen Fotografen empfehlen. Dieser sei einer der besten derzeit und sie arbeite schon lange mit ihm zusammen. Die Empfehlung – die nach einer Aufforderung klingt – veranlasst mich, ihn zu kontaktieren. Puh! Billig ist er nicht, aber er bietet mir einen Agentur-Sonderpreis an. Ich vermute, dass die Agentur am Gewinn beteiligt sein wird, aber: Will ich tolle Jobs bekommen, dann müssen die Fotos den Erwartungen meiner Agentin entsprechen. Also vereinbare ich einen Shooting-Termin.

Warum ich für meine ersten Schauspielerporträts nicht zu meiner Großmutter gehe, die als professionelle Fotografin fast alle Burgschauspieler fotografiert hat? “Ach was, ich kann mich dafür doch nicht von Omi fotografieren lassen! Nein! Ich brauche moderne, coole, trendige Bilder! Fotos, die mich direkt nach Hollywood beamen, keine faden klassischen Porträts”, denke ich kurzsichtig.

TIPP: Lass dir keine FotografInnen einreden und geh nicht nach dem Trend! Wähle ExpertInnen.

Wenn der Fotograf keine Ahnung von Schauspielerfotografie hat …

Am Set treffe ich auf die Visagistin, die ebenfalls eng mit der Agentur zusammenarbeitet. Einerseits beeindruckt mich ihr Umgang mit Pinseln, Puder, Lidschatten und Lippenstiften, andererseits schüchtert mich die Menge ein, die sie aufträgt. “Bitte nicht zu viel”, flehe ich leise, “ich schminke mich eigentlich nie.” Sie sagt freundlich, dass ich ihr vertrauen soll, sie hat schon unzählige berühmte Topmodels geschminkt.

Etwas eingeschüchtert lasse ich sie an mir werken, dann sehe ich in den Spiegel. OMG! Wie sehe ich bloß aus? Ich war noch nie in meinem Leben so stark geschminkt! Ich trage im Alltag sehr wenig bis gar kein Make-up und sehe jetzt aus wie ein Pfau! Die Visagistin hat zwar tolle Arbeit geleistet, aber ich fühle mich verkleidet und ganz und gar nicht mehr, wie ich.

Es gibt Menschen, die finden sich schön und fangen an zu strahlen, wenn sie stark geschminkt werden. Ich gehöre nicht zu denen, ich fühle mich fremd.

TIPP: Entfremde dich nicht für Schauspielerporträts!
Wenn du ein natürlicher Typ bist, geh mit Make-up sparsam um.

Was soll ich bloß anziehen?

Ahnungslos, was ich für das Shooting anziehen soll, hab ich einen Koffer Kleidung mitgebracht.

Was soll ich für Schauspielerportraits anziehen?

Was muss ich vor der Kamera tun? Worauf muss ich achten?

Was machen Schauspieler am Foto-Set? Schauspielen? Charaktere darstellen?

Ich habe keine Ahnung.

Aber wie sich gleich herausstellen wird, bin ich mit dem Problem nicht alleine, denn der Fotograf hat ebenso wenig Ahnung. Er arbeitet gewöhnlich mit professionellen Fotomodellen, die vor der Kamera posieren können und mit der Kleidung hat er auch nichts am Hut.

Er geht überhaupt davon aus, dass sich Schauspieler vor der Kamera zu bewegen wissen. Aber ich bin keine professionelle Schauspielerin, ich bin eine unerfahrene Schauspielschülerin!

Für mich ist es eine neue Erfahrung, keine Anweisungen am Foto-Set zu bekommen. Omi erklärt bei ihren Shootings immer genau, wie man sitzen oder stehen und wo man hinschauen soll. Wenn Omi Fotos macht, wird nichts dem Zufall überlassen. Das habe ich immer als lästig empfunden – jetzt vermisse ich es.

Der Fotograf spricht während des Shootings fast kein Wort. Leicht genervt meint er nur zwischendurch, dass er sich ganz anders vorgestellt hat, mit Schauspielern zu arbeiten. Die müsse doch wissen, was sie tun, schließlich geht es ja um Filmschauspiel! Sonderbarer Vergleich, denke ich mir, da müsste er mir doch zumindest ein Skript geben, wenn er das erwarte. Trotzdem fühle ich mich schuldig und wie eine Versagerin.

Zum Glück dauert die Qual nicht lange. Nach einer halben Stunde bin ich erlöst und warte gespannt auf die ausgearbeiteten Fotos. Ich habe ein schlechtes Gefühl, aber insgeheim hoffe ich, es wird noch ein Wunder geschehen.

OMG! Wer ist das?

Die Ergebnisse sind jedenfalls… ach, was soll ich sagen… mäßig? Oder doch eher katastrophal?

Die Augen sind das Fenster zur Seele, sagt man. Und auf den Fotos sagt meine Seele nur eines: Panik, Angst, Verlorensein, Unwohlsein.

Ich erkenne mich eigentlich gar nicht wieder. Nicht nur, dass ich viel zu stark geschminkt bin, meine blonden Haare erscheinen auf allen Bildern rot! Ob es am Film, am Licht oder an der Ausarbeitung liegt oder doch am Fotografen? Keine Ahnung, ich sehe jedenfalls auf allen Bildern fremd aus.

Die Agentin findet die Bilder hingegen phänomenal, nimmt sie freudig und verspricht mir viele Einladungen zu Castings.

TIPP: Wähle FotografInnen, die sich kümmern und Anweisungen geben, egal um welches Shooting es sich handelt.

Mein erstes Casting - ein entbehrliches Erlebnis!

Die Agentur ruft mich an und berichtet, ich bin auserwählt worden und zu einem Casting eingeladen. Es handle sich um eine Rolle in einer Waschmittelwerbung und ich solle kommen, wie ich bin.

Ich fahre ins Büro der Filmproduktionsfirma. Im Wartebereich sitzen ein paar aufgetakelte Models. Als die einzige ungeschminkte Person frage ich mich, für welche Rolle ich hier wohl besetzt werden soll. Die schmutzige Wäsche?

Ich komme nicht lange zum Nachdenken, da werde ich schon aufgerufen und trete in den Raum. Vor dem Fenster steht eine Kamera, dahinter ein junger Mann. An dem Tisch daneben sitzen eine Dame und ein Herr, wahrscheinlich die Caster:innen. Vor ihnen auf dem Tisch stapeln sich eine Menge Fotos.

An der Wand wurde ein Set aufgebaut, bestehend aus einem Stuhl und einem Dauerlicht. Da werde ich wohl gleich Platz nehmen müssen. Ich werde herzlich begrüßt. Die Dame sieht mich prüfend an, dann wirft sie einen Blick auf das Bild in ihrer Hand. Dann schiebt sie es dem Herrn zu und schaut ihn kurz fragend an. Ich beobachte die beiden sehr genau. Erst trifft sich ihr Blick, dann wandert er zu mir, dann zum Foto, dann wieder zu mir. Jetzt fangen sie an, die Bilder am Tisch zu durchwühlen. Ich spüre eine aufbauende Spannung im Raum und mir schwant Fürchterliches: Falls sie jetzt nach Bildern suchen, die mir ähnlicher schauen, werden sie kein Glück haben.

Die Dame hält mir schließlich das Foto entgegen und stellt die erlösende Frage: “Ist das dein Foto?” Ich nicke. “Ernsthaft? Du siehst ja ganz anders aus.” Sie legt das Foto zurück auf den Stapel und seufzt. “Es tut mir sehr leid, aber da liegt wohl ein Missverständnis vor. Wir suchen einen ganz anderen Typ. Wir brauchen einen Typ so wie auf deinem Foto und der bist du ja beim besten Willen nicht. Es tut mir leid, dass du extra hergekommen bist, aber wir brauchen dich nicht zu casten, das wäre Zeitverschwendung”. Der Herr begleitet mich zur Tür und meint lächelnd: “Lass dir doch professionelle Fotos machen!” Die Fotos sind doch professionell, schreie ich innerlich, sage aber kein Wort.

Das Traurige ist, dass man sein Talent gar nicht unter Beweis stellen kann, wenn man nicht zu passenden Castings eingeladen wird, weil die Fotos dem eigenen Typ nicht entsprechen.

Die Agentur ruft mich an und berichtet, ich bin auserwählt worden und zu einem Casting eingeladen. Es handle sich um eine Rolle in einer Waschmittelwerbung und ich solle kommen, wie ich bin.

Ich fahre ins Büro der Filmproduktionsfirma. Im Wartebereich sitzen ein paar aufgetakelte Models. Als die einzige ungeschminkte Person frage ich mich, für welche Rolle ich hier wohl besetzt werden soll. Die schmutzige Wäsche?

Ich komme nicht lange zum Nachdenken, da werde ich schon aufgerufen und trete in den Raum. Vor dem Fenster steht eine Kamera, dahinter ein junger Mann. An dem Tisch daneben sitzen eine Dame und ein Herr, wahrscheinlich die Caster:innen. Vor ihnen auf dem Tisch stapeln sich eine Menge Fotos.

An der Wand wurde ein Set aufgebaut, bestehend aus einem Stuhl und einem Dauerlicht. Da werde ich wohl gleich Platz nehmen müssen. Ich werde herzlich begrüßt. Die Dame sieht mich prüfend an, dann wirft sie einen Blick auf das Bild in ihrer Hand. Dann schiebt sie es dem Herrn zu und schaut ihn kurz fragend an. Ich beobachte die beiden sehr genau. Erst trifft sich ihr Blick, dann wandert er zu mir, dann zum Foto, dann wieder zu mir. Jetzt fangen sie an, die Bilder am Tisch zu durchwühlen. Ich spüre eine aufbauende Spannung im Raum und mir schwant Fürchterliches: Falls sie jetzt nach Bildern suchen, die mir ähnlicher schauen, werden sie kein Glück haben.

Die Dame hält mir schließlich das Foto entgegen und stellt die erlösende Frage: “Ist das dein Foto?” Ich nicke. “Ernsthaft? Du siehst ja ganz anders aus.” Sie legt das Foto zurück auf den Stapel und seufzt. “Es tut mir sehr leid, aber da liegt wohl ein Missverständnis vor. Wir suchen einen ganz anderen Typ. Wir brauchen einen Typ so wie auf deinem Foto und der bist du ja beim besten Willen nicht. Es tut mir leid, dass du extra hergekommen bist, aber wir brauchen dich nicht zu casten, das wäre Zeitverschwendung”. Der Herr begleitet mich zur Tür und meint lächelnd: “Lass dir doch professionelle Fotos machen!” Die Fotos sind doch professionell, schreie ich innerlich, sage aber kein Wort.

Mein erstes Casting - ein entbehrliches Erlebnis!

– und diesmal ohne Make-up. Ich will aber nicht zu Omi gehen, ich bilde mir immer noch ein, dass ein moderner Fotostil notwendig ist. Ein Bekannter bietet seine Dienste an. Er ist zwar kein Berufsfotograf, aber er ist jung und sein Stil ist groovy. Und er fotografiert mich zum Selbstkostenpreis, d.h. ich bezahle nur den Film, die Entwicklung und die Ausarbeitung der Fotos.

Die Agenturchefin ist von den neuen Bildern zwar überhaupt nicht begeistert, aber sie nimmt sie in die Kartei. Auch beim nächsten Casting höre ich Beanstandungen wegen meiner Fotos. “Wenn du bei der Türe reinkommst, haben wir einen anderen Eindruck von dir.”

Ok, dann brauche ich einfach eine große Auswahl an Fotos, sodass man mich gut kennenlernen kann. Ich brauche also neue Fotos und zwar viele!

Ich lasse mich von Freunden fotografieren, von Fotografie-Studenten und schließlich auch von einer jungen, professionellen Fotografin, die mir preislich ein unwiderstehliches Angebot macht. Diese Fotografin macht wunderschöne künstlerische Porträts von mir und gewinnt mit einem unserer Bilder sogar den ersten Preis bei einem Fotowettbewerb. Aber auch sie weiß leider genauso wenig wie alle anderen, was ein Schauspielerporträt ausmacht.

So, jetzt hab ich aber wirklich viele Bilder, jetzt gehts ans Auswählen für die Agentur. Bei der Wahl gebe ich jenen Bildern den Vorzug, die mir und meinen Freunden am besten gefallen. Ich mag besonders die stimmungsvollen Aufnahmen mit der künstlerischen Lichtsetzung.

Fataler Fehler!

Meine Agentin nimmt zwar einige Bilder in die Kartei, schüttelt dabei aber den Kopf und gibt mir wertvolle Tipps:

“Du möchtest dich doch verkaufen! Wähle die Bilder also nicht danach, wie sie gut an einer Wand oder in einem Rahmen wirken, sondern denke an Bewerbung!” Und: „Viele Fotos bieten dir nicht annähernd die Chance wie ein einziges gutes Porträt – und in Wirklichkeit hast du davon kein einziges. In der Agentur brauche ich keine 20 Bilder von einem Schauspieler. Kein Regisseur oder Casting Director schaut sich die alle an. Erst einmal sehen sie überhaupt nur ein Porträt an und wenn ihnen der Typ darauf zusagt, dann sehen sie sich vielleicht weitere Aufnahmen dieser Person an. Eine Handvoll Fotos wäre jedenfalls ausreichend, wenn sie deinen Typ gut darstellen.”

TIPP: Qualität geht vor Quantität!
Fotos © L.Klein

Heute weiß ich, worum es geht!

Es war mir eine große Lehre. Nicht nur die große Ausgabe für die Fotos des Modefotografen und die Demütigung beim Casting. Auch wenn ich für die meisten Fotos darauf gar nicht viel bezahlte, habe ich viel Zeit vergeudet und viele Enttäuschungen erlebt. Wie konnte ich nur so stur glauben, dass trendige Fotos besser wären als klassische Porträts?

Ich traue mich kaum zuzugeben, dass ich letztendlich doch zu meiner Großmutter ins Fotostudio ging, um mir Schauspielerporträts machen zu lassen..

Ich appelliere an die unerfahrenen Schauspieler:innen, nicht denselben Fehler zu machen: Ob für die Agentur, Sedcard oder das Profilbild für ihren Lebenslauf – wählt Fotos, die zu eurer Persönlichkeit passen und die euren wahren Typ zeigen.

Es geht um dich!

Für professionelle Schauspielerporträts suchst du am besten Fotograf:innen auf, die sich auf das Thema spezialisiert haben. Diese Expert:innen müssen in der Lage sein, deine Energie, deine Persönlichkeit, deine Essenz und deine Stärken visuell einzufangen! Sie müssen sich egolos an die Kriterien der Schauspielerfotografie halten, nicht sich fotografisch selbst verwirklichen wollen.

Das Profilbild bzw. das Hauptbild, das die Caster:innen vor Gesicht bekommen, muss zu hundert Prozent deinem Typ entsprechen und sollte ein klassischer, natürlicher Headshot mit Blick in die Kamera sein.

Denke daran, dass es bei Schauspielerporträts nicht um Stil, künstlerische Lichtsetzung, professionelles Make-up, schöne Kostüme oder bombastische Locations geht.

Es geht darum, deinen Typ zu präsentieren und zu verkaufen! Es geht um DICH!

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Beispiele für Schauspielerportraits findest du in meinem Portfolio