Theaterfotografie: Das solltest du darüber wissen.

Die Herausforderungen an TheaterfotografInnen
Die Theaterfotografie gilt als eine spezielle Form der Fotografie. Auf professionelle Fotografen mit Liebe zum Theater übt sie einen ganz besonderen Reiz aus.
Die Theaterfotografie ist auch ein komplexeres Thema als vermutet und ein durchaus umfangreicher und spannender Bereich in der Fotografie.
Die Theaterfotografie wird oft als schwierig bezeichnet – sie ist aber zumindest herausfordernd.
Diese Herausforderungen an einen Theaterfotografen möchte ich in diesem Artikel etwas näher beleuchten.
— Roman Polášek, Theaterfotograf
In erster Linie sollte sich der Theaterfotograf bewusst sein, dass er im Dienst des Theaters steht und selbst keinen Einfluss auf die umgebenden Umstände hat.
Der Theaterfotograf bekommt alles vorgegeben. Das Lichtdesign, das Setting (Kulisse), die Modelle (Schauspieler), den genauen Ablauf (die große Unbekannte) und die Shootingdauer – das steht alles von Haus aus fest.
Der Theaterfotograf muss in hoher Anspannung und mit dem Einsatz aller seiner Sinne höchstkonzentriert arbeiten. Nur so kann er Ergebnisse erhalten, die den Visionen des Regisseurs entsprechen und einen guten Gesamteindruck über das aufgeführte Stück liefern.
Das dokumentarische Festhalten des Geschehens auf der Bühne ist keine leichte Herausforderung, denn es gibt keine Chance auf Wiederholungen. Wird ein Moment verpasst, ist er vergangen. Der Fotograf muss stundenlang sehr schnell reagieren. Er ist ständig am Justieren an den Kameraeinstellungen – und am Schauen.
Der Theaterfotograf muss in den „Kasten“ bekommen, worauf die Regie wert legt, auch wenn er kaum mit der Regie zusammen kommt, um diese Momente zu erfahren.
Es ist jedenfalls von Vorteil, wenn der Theaterfotograf gerne ins Theater geht und schon viele Theatervorstellungen besucht hat, um ein Gespür für dramaturgische Handlungen, Wendepunkte, Auftritte, Stimmungswechsel usw. zu bekommen.
Die Sinne für das „Einfangen des richtigen Moments“ lassen sich durch regelmäßige Theaterbesuche schärfen.
Der Theaterfotograf muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Standort stehen und im richtigen Moment abdrücken, um das Wichtige einzufangen. Er muss faktisch vorausahnen, was als Nächstes auf der Bühne passieren könnte.
Falls der Fotograf nicht regelmäßig für das Theater arbeitet, hat er selten die Möglichkeit, dem Probenprozess beizuwohnen. Keine Chance, vorab das richtige Gefühl für die Licht- und Farbverhältnisse bekommen zu können und herauszufinden, welche Momente man in einer Szene einfangen möchte.
Von der Leseprobe bis zur Premiere - der Probenprozess eines Theaterstückes
Es gibt unterschiedliche Stadien in der Entwicklung eines Theaterstückes, die fotografiert werden können, aber erst knapp zur Premiere hin wird das Stück technisch eingerichtet und die Schauspieler proben in Kostüm und Maske.
Die Probenzeit für ein Theaterstück ist genau bemessen und scheint immer zu kurz.
Es beginnt mit einer Leseprobe am Tisch, dann werden Szenen aus dem Stück im Raum probiert. Zu Beginn meist nur mit Markierungen statt einem Bühnenbild, denn das wird gerade gebaut. Die Schauspieler tragen beim Proben private Kleidung und das Lichtdesign wird erst erarbeitet. Wurden alle Szenen durchgeprobt, also steht das ganze Stück, beginnen die Durchläufe mit Vollbesetzung und Requisiten. Die technische Einrichtung wird abgeschlossen, die Schauspieler spielen in ihren Kostümen und in der Original-Kulisse. Am Lichtdesign wird vielleicht noch immer gefeilt. Wir befinden uns bereits in den Hauptproben. Die Generalprobe findet als letzte Probe vor der Premiere statt – und selbst da kann es noch zu Änderungen kommen.
Die Anzahl der Durchläufe, der Hauptproben und ob die Generalprobe mit oder ohne Publikum stattfindet, hängt immer vom Theater bzw. von der Regie ab. Eine eigene Fotoprobe empfinde ich als wohltuenden Luxus.

Wann werden Theaterfotos gebraucht und wofür?
Wann ein Theaterfotograf zum Fotografieren geholt wird, hängt davon ab, wofür die Bilder gebraucht werden:
- Presse-Vorankündigung,
- Presse-Kritik,
- Schaukasten im Theater,
- Archivbilder,
- Szenenfotos für das Theaterprogramm…
Fotografen werden zeitweise schon zu Leseproben gerufen, um die ersten Pressefotos zu erstellen. Ein Fototermin kann also auch in unfertigem Lichtdesign und in unfertiger Kulisse stattfinden.
Idealerweise werden die Theaterfotos aber mit eingerichtetem Licht im fertigen Bühnenbild, mit Schauspielern in Kostüm und Maske bei einer Hauptprobe oder während der Generalprobe fotografiert.
In manchen Theatern werden eigene Fotoproben angesetzt. Das ist natürlich ein Luxus und Traum für jeden Theaterfotografen, da sich der Fotograf (fast) überall im Theater bewegen darf.
Der Abgabetermin der fertigen Fotos muss unbedingt rechtzeitig mit den verantwortlichen Personen (Regie, Presseabteilung) abgesprochen werden, meistens werden sie sofort gebraucht.
Das bedeutet, sobald die Fotos im Kasten sind, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Zumindest fühlt sich das bei mir so an. Raus aus dem Theater, ran an den Schreibtisch, Computer anmachen, Speicherkarte rein, Fotos ins Programm laden, Back-up erstellen, Fotos sichten, Bilder entwickeln, Bilder exportieren und Bilder senden.
Berufsfotografen wissen, dass man bei einer großen Menge Fotos einige Stunden dabei sitzt.

Die Schauspielschule Krauss in der Uraufführung „Post Scriptum“ von Igor Bauersima im Schauspielhaus Wien
Fotoformat
Üblicherweise werden Theaterfotos in Querformat gebraucht, aber auch in Hochformat, falls sie für Programmfotos eingesetzt werden.
Unbedingt vorab Absprechen, wofür die Fotos gebraucht werden und welche Formate gewünscht werden.
Was macht gute Theaterfotografie aus?
- Überblick für den Betrachter, dass er einen Eindruck über das Stück erhält.
- Ein aussagekräftiges Theaterfoto fängt immer einen besonderen Moment ein.
- Ein gutes Foto ist, welches mehrere Personen und deren Beziehung zueinander zu zeigen vermag.
- Einfangen der Lichtstimmung, Einfangen der Emotionen.
- Alle Darsteller müssen fotografiert und jede Szene dokumentarisch festgehalten werden.
Was erfahren Theaterfotografen im Vorhinein über den kommenden Fotojob?
Auch wenn vorab mit dem Regisseur ein paar grundlegende Dinge geklärt werden konnten (z.B. Bühnenaufbau), erfahren Theaterfotografen im häufigsten Fall alles erst vor Ort während des Geschehens.
In einer Vorort-Besprechung mit der Regie können vorab noch ein paar wichtige Fragen geklärt werden.
Der Theaterfotograf sieht erst vor Ort zum ersten Mal, wie die Bühne aufgebaut ist und wo er sich überall bewegen darf.
Handelt es sich um ein Podest oder eine Arenabühne, befindet sich der Zuschauerraum unter der Bühne oder sind die Schauspieler auf Augenhöhe oder ist eine Tribüne aufgebaut?
Wo passieren die Auftritte der Schauspieler. Werden diese nur auf der Bühne stattfinden oder gehen sie auch durch den Zuschauerraum?
Gibt es zusätzliche Technik wie Video oder Beamer?
Gibt es besondere Effekte und wann treten diese ungefähr ein (z.B. wird etwas oder jemand vom Schnürboden abgeseilt oder taucht etwas aus einer Versenkung auf)?
Das alles kann vor Ort abgesprochen werde, der Rest bleibt eine Überraschung.

DON JUAN – Theater zum Mitnehmen in der Kunsttankstelle, Wien
Ich wurde einmal gebeten für ein Tourneetheater, die in meiner Stadt gastierten, Fotos zu machen. Tourneetheater ziehen für gewöhnlich mit einem „fertigen“ Stück durchs Land und haben am jeweiligen Spielort meistens nur eine Probe vor ihrer öffentlichen Vorstellung. In dieser Durchlaufprobe geht es in erster Linie um Licht, Technik, Auftritte und Abgänge.
Die Theatergruppe spielte in einem großen Raum, den sie ebenso wenig kannten wie ich. Um mich an die dortigen Begebenheiten orientieren zu können, erschien ich selbst sehr früh. Sie bauten gerade Bühne und Licht auf, als die Schauspieler über ihre Auftrittsmöglichkeiten rätselten. Daraufhin beschloss die Regie – Minuten vor Probenbeginn – das gesamte Bühnenbild von einer Ecke des Raumes in eine andere umzubauen. – Schauspieler müssen sich den Begebenheiten flexibel anpassen, Theaterfotografen ebenso.
Es menschelt am Theater.
Die Entstehung einer Theateraufführung stellt eine große Herausforderung an das gesamte Team, das in kurzer Zeit unheimliche Leistungen erbringen muss.
Speziell so kurz vor der Premiere, wenn die meisten Theaterfotografen an die Arbeit gehen, kann eine hohe Anspannung und großer Stress am Theater herrschen. Die Zeit scheint dem Team davonzulaufen und es müssen vor der Premiere noch gefühlte hunderttausend Dinge erledigt werden.
Man kann als außenstehender Fotograf zu dem Zeitpunkt in eine durchaus angespannte, reizbare Atmosphäre geraten.
Umso wichtiger ist es, dass der Theaterfotograf in dem herrschenden Stress immer gelassen, respektvoll und höflich bleibt.
Sollte es einmal vorkommen, dass er unabsichtlich im Weg steht oder ein störendes Geräusch verursacht, kann er damit rechnen, einen Anpfiff von Schauspielern oder von der Regie zu bekommen. Ich rate dazu, sich nicht persönlich beleidigt zu fühlen, sondern gegebenenfalls zu entschuldigen oder kommentarlos konzentriert weiterzuarbeiten.
Ein Theaterfotograf ist auch bloß ein Mensch.
Eine gewisse Nervosität, Grundanspannung und Lampenfieber sind auch beim Fotografen normal und durchaus legitim. Die Kameratechnik kann versagen, es kann zu dunkel sein, man weiß nicht, wo man sich am besten platzieren und was man überhaupt fotografieren soll. Von welcher Reihe aus hat man den besten Blick und wo stellt man bloß die Kameratasche ab, ohne darüber zu stolpern, sie aber griffbereit für Objektiv- und Batteriewechsel zu haben? Der Boden knarrt unter den Füßen und man traut sich kaum zu bewegen…
Die Voraussetzungen für einen guten Theaterfotografen:
Wichtige Eigenschaften für einen guten Theaterfotografen sind abseits der Beherrschung der Kamera- und Fototechnik, der Liebe zum Theater und einem guten Gefühl für Bildaufbau:
- starke Nerven,
- hohe Konzentrationsfähigkeit,
- große Flexibilität,
- kleines Ego,
- schnelles Reagieren,
- große Geduld,
- ruhige Ausstrahlung.
Man weiß nicht, was auf der Bühne passiert, es kommen Überraschungsmomente und unerwartete Effekte auf einen zu. Man weiß nur, man muss sie alle festhalten.
Der Theaterfotograf lebt vom Momente erwischen und den dramaturgischen Aufbau einzufangen.

Die große Unbekannte in der Theaterfotografie.
Der dramaturgische Ablauf ist unbekannt und Lichtstimmungswechsel können minütlich stattfinden.
Die damit verbundenen Herausforderungen an den Fotografen, seinen Standort und seine Kameraeinstellungen an die Lichtverhältnisse zu adaptieren, halten die Spannung von Beginn bis zum Ende der Aufführung aufrecht.
Der Fotograf weiß nicht, welche Kulissen und Requisiten noch auf die Bühne kommen, wer wann von wo auftritt und was sich auf der Bühne abspielen wird. Es gibt jedenfalls immer Überraschungsmomente und Effekte, die nicht wiederholbar sind (etwas wird geworfen, jemand wird geschlagen uvm.) und nicht verpasst werden dürfen.

Theaterfotografie ist eine technische Herausforderung
Theaterarbeit ist Available-Light-Fotografie (Anm.: available light = vorhandenes Licht) mit wenig Licht, hohen Empfindlichkeiten und geringer Schärfentiefe. Eine lichtstarke Kamera ist von Vorteil, da in der Theaterfotografie hohe ISO Zahlen eingesetzt werden müssen.
Lichtverhältnisse
Mit zu viel Licht kann man keine Stimmung aufbauen, deshalb sind wenig Licht und unterschiedliche Lichtstimmungen im Theater geläufig.
Haben wir nicht auch in unseren privaten Wohnräumen unterschiedliche Lichtquellen, um Stimmung zu erzeugen? Das „große Licht“, meistens ein Deckenlicht, wird doch auch nur eingeschaltet, um eine Vollbeleuchtung zu schaffen, aber damit kann man keine Stimmung kreieren.
Im Theater ist wenig Licht normal. Auch wenn das menschliche Auge es nicht für so wenig empfindet, die Kamerasensoren sprechen Klartext.
Mit immer weniger Licht auf der Bühne zu arbeiten ist über die Jahrzehnte am Theater immer mehr in Mode gekommen, es wird verhältnismäßig immer dunkler für unsere Kamerasensoren. Aber zum Glück sind die Sensoren über die Jahre immer empfindlicher geworden.
Die Lichtverhältnisse ändern sich während einer Vorstellung stimmungsbedingt ständig und sogar oft gleichzeitig!
Nicht nur, dass bei einem Einsatz von Videotechnik und Beamer zusätzliche Lichtquellen entstehen, gibt es auch auf der Bühne unterschiedliche Helligkeitsräume, in denen sich die Darsteller befinden.
Es kann aber vorkommen, dass die Technik noch nicht fertig eingerichtet wurde und deshalb sich die Schauspieler in stark unterschiedlichen Helligkeitsräumen befinden. Mit bloßem Auge erkennt man den Unterschied vielleicht nicht so sehr, aber die Sensoren reagieren empfindlich darauf. Hier muss bei der Nachbearbeitung etwas nachgeholfen werden.

Technische Einstellungen bei der Theaterfotografie:
Belichtungsmessung
Die Kameratechnik muss der Theaterfotograf im Schlaf beherrschen.
Aber oft ist es gar nicht möglich, so schnell zu schalten und man kann nur„mittig“ belichten, um es in der Nachbearbeitung auszugleichen.
Da die Lichtverhältnisse im Minutentakt wechseln und man nicht weiß, wie, muss man ständig die Belichtung anpassen.
Eine Möglichkeit wäre z.B. mit Belichtungskorrektur zu arbeiten, aber man kommt nicht umhin, ständig an seinen Rädern zu schrauben und zu justieren. Automatisch geht jedenfalls gar nichts.
Spiegellose Kameras erleichtern die Belichtungsmessung zwar durch ihre live Darstellung der Kameraeinstellungen im Sucher, sie haben aber den Nachteil von Streifenbildung bei bestimmten Lichtfrequenzen.
Belichtungszeit
Kamera
Kameragehäuse und Objektive, Speicherkarten und Akkus.
Idealerweise 2 Kameragehäuse, um einen Objektivwechsel zu vermeiden.
Objektive
- Je lichtstärker die Objektive, desto besser.
- Die Wahl der Brennweiten hängt von der Größe und Tiefe des Bühnenraums ab und es kann von einem Weitwinkel bis zu einem Zoom alles eingesetzt werden.
- Das Wechseln der Objektive während der Vorstellung muss leise und unauffällig erfolgen, ebenso ein Akkuwechsel.
Wenn die Möglichkeit besteht mehrere Kameras einzusetzen, so erspart man sich einen Objektivwechsel. - In der Zeit des Objektivwechsels kann auf der Bühne nämlich sehr viel passieren, das man dann hoffnungslos versäumt.
Vor- und Nachteile der DSLR oder DSLM
DSLR Spiegelreflexkamera:
Eine DSLR ist schwer und der mechanische Verschluss laut, aber die Bilder sind farbecht.
Nachteil: laut und schwer.
Vorteil: farbechte Bilder, kann mit Kunstlichtgemisch am besten umgehen.
DSLM spiegellose Systemkamera:
Die spiegellose Kamera hat sehr große Vorteile:
1. geräuschloses Auslösen.
2. Live Darstellung der Kameraeinstellungen im Sucher. Es lässt sich sofort erkennen, ob die Belichtung stimmt.
3. klein und leicht.
Aber die Nachteile sind auch erheblich:
1. Streifenbilder bei gewissen Lichtfrequenzen.
2. Die Farbenechtheit ist nicht zu vergleichen mit der von der DSLR.
Im Theater bedient man sich immer mehr der LED Lichttechnik oder einem Mischlicht und das führt in manchen Fällen zu einer Streifenbildung im Bild, die bei bestimmten Lichtfrequenzen auftritt.
Auch die Lichtfarben korrekt einzufangen ist durch die moderne Lichttechnik diffizil. LED hat ein „schwieriges“ Lichtspektrum. Ohne jetzt auf die physikalische Wellenlänge der diversen Lichtarten einzugehen, fasse ich banal zusammen, dass das Bild am Sensor in einer anderen Farbe als in Wirklichkeit erscheint.
Kameraeinstellungen
- Manuell (Manche Fotografen arbeiten mit Blendenautomatik),
- hohe ISO, meistens 1600 ISO aufwärts.
- Der große Vorteil zur analogen Fotografie ist, wir können die ISO Empfindlichkeit bei jeder Lichteinstellung ändern!
Besser verrauscht als verwackelt!
Fokus
Die Schärfe spielt eine große Rolle in der Theaterfotografie – der Fokuspunkt gehört auf das Zentrum des Geschehens gesetzt. Also nicht nur auf Augen und Gesichter scharf stellen, sondern auch auf Gesten, Handbewegungen.
Fokuseinstellung entweder manuell oder Autofokus auf zentrales Messfeld, jedoch rate ich von dem Follow-Autofokus ab – er wird garantiert auf das Falsche scharf stellen. Mir scheint, der Fokuspunkt springt immer dahin, wo er nicht soll.
Einstellung auf Serienfotografie, aber nicht wie Paparazzi losschießen, denn das irritiert die Darsteller.
Mein persönliches Equipment für die Theaterfotografie:
Ich fotografiere mit meinem Schlachtpferd, der Nikon D5. Sie ist zwar riesengroß und sackschwer, aber superrobust. Ihre Akkulaufzeit beträgt 3.800 Aufnahmen.
Wenn ich eine Zweitkamera mitbringe, dann entscheide ich mich für die Nikon Df, da sie mit ihrem eingebauten D4-Sensor dem Bildstil und der Lichtempfindlichkeit der D5 am nächsten kommt.
Die beiden Nikkor Objektive 24-70 mm / f.2.8 und 70-200 mm / f.2.8 habe ich immer im Gepäck, manchmal auch ein paar hoch lichtempfindliche Festbrennweiten. Damit habe ich vor Ort am Theater eine gute Auswahl.
Mit dem 24-70 und 70-200 hat man immer einen schönen Bereich abgedeckt, vor allem, wenn man sich in den vorderen Reihen des Zuschauerraums befindet.
Habe ich mich im Theater umgesehen und mich für 2 Objektive entschieden, findet während der Vorstellung meistens kein Objektivwechsel mehr statt.
Die Kleidung des Theaterfotografen
Da der Fotograf von den Künstlern – egal wo er steht – gesehen und wahrgenommen wird, muss er unbedingt gedeckt gekleidet sein.
Ich rate zu dunklen Farben und leisen Schuhen mit Gummisohlen.
Der Standpunkt des Fotografen
Der Theaterfotograf ist immer am Laufen und am Standpunktwechsel!
Er muss das Stück erspüren, vorausahnen, immer schauen und sich bewegen.
Trotzdem muss er sich ruhig verhalten und darf nicht stören, da er von den Schauspielern immer wahrgenommen wird.
Wenn es nicht ausdrücklich erlaubt wird – Stichwort „Luxus“ Fotoprobe – steht der Fotograf nicht auf der Bühne, sondern im Zuschauerraum.
Ob in der ersten und zweiten Zuschauerreihe oder weiter hinten, hängt von der Raumgröße und dem Bühnenaufbau ab.
Es gibt unterschiedlich Arten des Bühnenaufbaus und dementsprechend ändert das die mögliche Sichtweise und Perspektive des Fotografens.
Befindet sich die Bühne auf einem Podest und der Fotograf steht im Zuschauerraum, bedeutet das eine ständige Untersicht.
Befindet sich die Bühne in der Höhe des Zuschauerraums, aber die Zuschauer sitzen auf einer Tribüne, bedeutet das in der hinteren Zuschauerreihen eine Sicht von oben.
Befindet man sich in derselben Höhe mit den Schauspielern, muss man auch mal in die Knie gehen, um Untersicht zu erhalten.
Der Fotostil
Prinzipiell bleibt der Fotostil dem Fotografen überlassen.
In der modernen Theaterfotografie wird Tiefe erzeugt, Emotion gezeigt, Dynamik gepusht, Dimensionen umgesetzt.
In der klassischen Bühnenfotografie (60-er Jahre) stand der Fotograf vor der Bühne und hat die Handlung abfotografiert.
– Heutzutage erzeugen wir in diesem Stil höchstens Übersichtsbilder, der Fotograf befindet sich heute nahe am Geschehen.
Die Nachbearbeitung
Weniger ist mehr; eine einfache Standard RAW-Entwicklung.
Der Lichtkünstler ist der Regisseur, also muss der Theaterfotograf bei der Nachbearbeitung darauf achten, das Lichtdesign so echt wie möglich wiederzugeben.
Achtung beim Weißabgleich! Alle Fotos sollten die gleiche Farbtemperatur haben.
Da die Automatik der Kamera mit dem vielen künstlichen Licht überfordert ist, muss der WB (Weißabgleich) bei der Nachbearbeitung wahrscheinlich manuell angepasst werden.
Keine ‚Bildlooks‘, es geht um die Inhalte der Fotos.
Eine s/w Anpassung sollte nur auf Wunsch der Regie erfolgen.